Homepage

Meine Homepage sollte erstellt werden. Alles kein Problem, bis auf die Texte. Eigentlich war die Seite schon fertig; in meinem Kopf, wenn da nicht die Erstellung der Texte gewesen wären.

Als mein Kumpel Reinhard mich anrief und fragte, wie weit ich mit meiner Homepage wär, lachte ich und machte ein paar Späße. Er ließ jedoch nicht locker, fragte weiter. Wieder machte ich ein paar Versuche, dieses Thema abzuwimmeln. Ich hätte es besser wissen müssen. Reinhard lässt sich nicht so einfach abwimmeln. Beharrlich fragte er weiter. Wollte es genau wissen. Seine sonore Stimme klang in meinem Ohr, beruhigte mein aufgeregtes Gehirn.

Man merkte ihm an, dass er seine Lebenserfahrung hat. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni gewesen. Musste die Studenten führen und motivieren.

Ich spürte seine Erfahrung im Umgang mit Menschen. Langsam öffnete ich mich und traute mich zuzugeben, dass ich die Texte nicht schreiben konnte. Wusste nicht, wie ich mein Wissen in Worte und dann auch noch in zusammenhängende Sätze packen sollte. Obendrein sollte es auch noch für außenstehende Menschen verständlich sein.

Kein hochmütiges Lachen, kein cooler Spruch, keine Veralberung kamen von ihm.

Er bot mir seine Hilfe an. Bot mir an, meinen geschriebenen Text zu überlesen und dann entsprechende Textvorschläge bzw. Textkorrekturen in einer anderen Schriftfarbe vorzunehmen, so dass gut erkennbar blieb, was ist meins, was ist seins. Ob und was ich von seinen Vorschlägen übernehmen würde, blieb meine Entscheidung.

Ich sträubte mich. Das kannte ich nur zu gut. Dann musste ich diese Vorschläge annehmen, ob ich wollte oder nicht, ansonsten wäre der andere beleidigt.

Ganz ruhig forderte er mich auf, mich auf dieses Experiment einzulassen. Während unseres Telefonates keine Wertung von seiner Seite, ich fühle mich angenommen, gesehen und respektiert von ihm.

Als ich am nächsten Tag meine Texte per Mail von ihm zurück erhielt, war es genauso. Er hatte Wort gehalten. Ich konnte frei wählen, was ich von ihm annehmen bzw. übernehmen wollte und was nicht.

Dies war eine außergewöhnliche Erfahrung für mich und dankbar gab ich diese weiter, auch heute noch.

© Bettina Dennison-Wlodek